Neulich im Hauskreis wurde von Gebeten erzählt, die erhört worden sind, und von solchen, bei denen die erhoffte Antwort ausblieb.
Eine Geisel kam frei. Eine Schwägerin starb, obwohl viele gebetet hatten. Jemand wurde nach langem Warten schwanger. Ein krankes Kind wurde gesund. In einer anderen Geschichte hatte jemand Gott um ein klares Ja oder Nein gefragt – und ein Nein bekommen.
Mich hat das erinnert an ein Buch, das ich mal gelesen habe, als ich noch nicht fest im Glauben war. Dort wurde jede gute Wendung auf einer Israelreise sofort Gott zugeschrieben. Das hat mich damals irritiert.
Vielleicht geht es dir ähnlich. Vielleicht findest du es auch komisch, wenn Gläubige bei jeder Kleinigkeit „Danke, Gott“ sagen.
In diesem Artikel geht es genau darum: Gibt es Zufall, Schicksal oder ist wirklich alles Gottes Wirken? Und wie kann man das überhaupt wissen?
Die erste Version dieser Folge kannst du hier hören und nachlesen:
Zufall, Schicksal oder Gott – wie deute ich, was in meinem Leben geschieht?
Themen:
- den Verlauf unseres Lebens verstehen: Zufall, Gottes Plan? oder unser eigenes Wirken?
- das Gute in unserem Leben deuten
- besondere Ereignisse im Leben deuten (Zufall, Schicksal oder Gott, Gottes Fügung, Gottes Plan?)
- Ergebnisse von Gebet deuten (Zufall oder Gott erhört die Gebete?)
Glück, Zufall, Schicksal?
Säkulares Verständnis:
Glück:
– positiver Zustand oder ein gutes Ereignis, das nicht geplant oder erarbeitet wurde
– z. B. ein Lottogewinn, ein unverhofftes Kompliment oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Zufall:
– ein Ereignis ohne erkennbare Ursache oder Planung
– es passiert einfach, ohne erkennbaren Sinn oder Ziel
– Beispiel: Zwei Menschen treffen sich zufällig im Zug. Ein Los entscheidet den Gewinn.
Unterschied Glück und Zufall:
Zufall
– beschreibt den Vorgang, wie etwas geschieht:
etwas passiert ohne erkennbare Ursache oder Planung.
– Beispiel: Zwei Menschen begegnen sich „zufällig“ in der Bahn.
– Begrifflich geht es um Unvorhersehbarkeit, nicht um Bewertung.
Zufall = wie etwas passiert.
Glück
– beschreibt das Ergebnis: etwas ist positiv für mich ausgegangen.
– Beispiel: Ich habe zufällig ein Los gekauft – und gewonnen. Das Ergebnis ist Glück.
– Glück hat immer eine emotionale Komponente: Freude, Erleichterung, Dankbarkeit.
Glück = wie ich es erlebe.
Schicksal:
– die Vorstellung, dass bestimmte Ereignisse im Leben vorbestimmt sind
– von einer höheren Macht, von der Natur oder vom „Leben selbst“
– etwas, dem man nicht entkommt
Was sagt die Bibel über Zufall?
Aus christlicher Sicht gibt es weder Zufall noch Schicksal noch Glück außerhalb oder ohne den Plan Gottes.
– Gott spielt in allem Handeln und in den Ereignissen der Welt eine Rolle, nichts geschieht ohne seinen Plan oder seine Zustimmung
„In der Tasche verborgen wirft man das Los, doch wie es entscheidet, bestimmt immer der HERR.“
Sprüche 16,33
– alles ist in Gottes Plan eingebunden
– „Zufall“ erscheint als ein menschliches Konzept, das nicht die Tiefe der göttlichen Weisheit und Führung widerspiegelt
– in der Bibel gibt es keinen echten „Zufall“, sondern alles ist von Gottes Plan und Weisheit durchzogen
„Denkt doch einmal an die Spatzen! Zwei von ihnen kosten nicht mehr als einen Groschen, und doch fällt kein einziger Spatz auf die Erde, ohne dass euer Vater es zulässt. Und bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Seid darum ohne Furcht! Ihr seid mehr wert als eine noch so große Menge Spatzen.“
Mt 10,29-31
= Gott ist auch in den kleineren Dingen des Lebens, die wir oft für trivial halten, präsent und sorgt für uns
= Ausdruck von Gottes Fürsorge, dass er sich auch um solche Details kümmert (letzter Joghurt, Parkplatz, siehe unten)
Gibt es eine christliche Version von Zufall und Glück?
Man könnte Zufall und Glück auch christlich verstehen:
Wenn man davon ausgeht, dass Gott eine Ordnung geschaffen hat, in der sich die Materie „selbst organisiert“, dann könnte das, was wir als „Zufall“ oder „Glück“ bezeichnen, einfach Teil dieser Ordnung sein. Der Zufall wäre dann nicht wirklich „chaotisch“ oder „sinnlos“, sondern eine natürliche Konsequenz aus Gottes Schöpfungsgesetzen.
= Das machte für mich auf den ersten Blick am meisten Sinn…
…aber dann habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen und habe verstanden:
Dieses Konzept passt nicht zum biblischen Gottesbild. Wir glauben nicht an einen allmächtigen Schöpfer-Gott, der fern von uns und allem irdischen Geschehen im Himmel thront, sondern an einen Gott, der mitten in uns und um uns herum (im Himmel = in der Luft) ist, ein Gott, der alle Haare auf unseren Köpfen gezählt hat, jeden von uns begleitet und mit jedem von uns eine Beziehung will.
= Gott hat nicht einfach die Welt und die Vorgänge in ihr angestoßen („erster Beweger“, Aristoteles) und sich danach zurückgezogen.
Woher kommt das Gute in unserem Leben?
Modernes Denken: Der Mensch denkt, alles kommt vom Menschen (Selbsterhöhung, Selbstüberschätzung)
Beispiel: Brot
Wenn ich Gott um Brot bitte und dann in den Supermarkt gehe und es kaufe – ist das Brot jetzt „nur“ von mir oder auch von Gott?
Wir denken oft, dass es „nur“ von Menschen kommt, weil wir den direkten, sichtbaren Weg sehen:
Bäcker backt Brot → Supermarkt verkauft es → Ich kaufe es.
Aber woher kommen die Ressourcen? Wer gibt dem Bäcker die Fähigkeit zu backen? Wer sorgt dafür, dass Getreide wächst? Wer hält das ganze System am Laufen?
Die Bibel zeigt beides:
Wir haben Verantwortung. Wir arbeiten, wir planen, wir kaufen Brot.
Aber Gott steht dahinter. Er gibt Kraft, Leben, Wachstum – auch wenn es nicht immer direkt sichtbar ist.
„Denkt ja nicht: Mein eigener Besitz, meine eigene Kraft, meine Hände haben mir diesen Reichtum verschafft. Vielmehr: Du sollst an den Herrn, deinen Gott, denken. Denn er ist es, der dir die Kraft gibt, Reichtum zu erwerben.“ (5. Mose 8,17–18)
Kurz gesagt:
👀 Wir sehen oft nur die menschliche Ebene.
🙏 Glaube sieht dahinter Gottes Hand.
Also ja – DU kaufst das Brot. Aber ohne Gott gäbe es keine Grundlage dafür.
Hier finden wir auch die Erklärung, warum es einige (besonders Nicht-Gläubige) Menschen aufregt, wenn alles Gute auf Gott zurückgeführt wird:
Wenn ich im Sessel sitzen bleibe, kriege ich kein Brot – auch nicht von Gott
= ich muss immer auch selbst was beitragen
Wenn ich eine glückliche Ehe führe und meinem Partner treu bin – dann ist das nicht nur Gott zu verdanken, sondern auch mir (ich gehe nicht abends in Bars und halte Small Talk mit Fremden, schaue Männern auf der Straße nicht in die Augen und lasse den freundlichen Kollegen links liegen)
(an diesem Beispiel sieht man, dass Gottes Teil viel größer ist als meiner, er hat mich mit dem Partner zusammengeführt und uns unsere Liebe geschenkt – aber arbeiten an der Beziehung müssen wir beide dennoch)
Was ich sagen will:
Alles Gute Gott zuzuschreiben leugnet meine Verantwortung
Aber das heißt nicht, dass ich Gott nicht für alles danken kann (weiter dazu unten)
Zufall oder Wunder Gottes?
Beispiel: Krankes Kind
Etwas völlig Unwahrscheinliches passiert: ein Kind wird trotz hoffnungsloser Diagnose gesund geboren.
Zwei Möglichkeiten:
- Man sieht darin ein Wunder Gottes.
- Man sucht eine natürliche Erklärung. („Vielleicht haben sich die Ärzte geirrt.“)
Selbst, wenn es keine 2) gibt, wählen Nicht-Gläubige nicht 1), denn:
- vielleicht kennen wir die natürliche Erklärung nicht (wissen nicht genug, Wissenschaft kann es NOCH NICHT erklären)
- Menschen haben die Fähigkeit, Muster zu sehen, Bedeutung in Dinge hineinzulegen und sich selbst zu überzeugen
- Argumenation des Nicht-Gläubigen: Man kann sich immer alles Mögliche einreden, egal wie gewöhnlich (Brot) oder außergewöhnlich (Heilung des Kindes) es ist. Gläubige reden sich was ein, nur weil sie es wissenschaftlich nicht erklären können.
Dieses „Argument“ funktioniert in beide Richtungen:
Wenn jemand glaubt, dass Gott wirkt, könnte er sich das „einreden“.
Wenn jemand glaubt, dass alles nur Zufall ist, könnte er sich das auch „einreden“.
= Die zweite Sichtweise ist nicht „neutraler“, „objektiver“ oder „wissenschaftlicher“ als die erste.
Gibt es Gottes Handeln in der Welt?
Warum ist die naturalistische Sicht nicht objektiver oder wissenschaftlicher als die christliche (theistische)?
Naja, weil beide Sichtweisen eine Grundannahme machen, die nicht „bewiesen“ werden kann.
Die theistische Sicht: Gott wirkt in der Welt.
→ Diese Annahme kann man nicht naturwissenschaftlich beweisen oder widerlegen.
Die naturalistische Sicht: Alles hat eine natürliche Ursache, auch wenn wir sie (noch) nicht kennen.
→ Diese Annahme kann man ebenfalls nicht naturwissenschaftlich beweisen oder widerlegen.
Beide Positionen beruhen auf einem Glauben an eine bestimmte Weltsicht:
- Der Gläubige vertraut darauf, dass Gott existiert und wirkt.
- Der Naturalist vertraut darauf, dass alles durch natürliche Prozesse erklärbar ist.
Deshalb ist die zweite Sichtweise nicht neutraler, objektiver oder wissenschaftlicher – sie basiert genauso auf einer unbewiesenen Annahme.
Naturwissenschaften können nicht alles erklären
Naturwissenschaften können Gott nicht ausschließen: Sie beschreiben nur Wechselwirkungen, erklären aber nicht die innere Natur der Dinge, besonders nicht das Bewusstsein.
Die Naturwissenschaften sind darauf spezialisiert, die Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge in der physischen Welt zu beschreiben. Sie können erklären, wie Dinge funktionieren, z. B.:
- Warum der Apfel vom Baum fällt (Schwerkraft)
- Wie Zellen Energie gewinnen (Biochemie)
- Warum sich Planeten um die Sonne bewegen (Physik)
Aber was die Naturwissenschaften nicht erklären können, ist die „innere Natur“ der Dinge.
Naturwissenschaften beschreiben, WIE etwas passiert, aber nicht, WAS es eigentlich ist.
Beispiel: Licht kann als Welle und als Teilchen beschrieben werden – aber was ist Licht wirklich?
Bewusstsein: Unser Denken, Fühlen, Erleben – was genau ist das eigentlich?
Naturwissenschaftlich kann man messen, was im Gehirn passiert, aber das Erleben selbst bleibt ein Rätsel.
Warum fühlt sich Schmerz „schmerzhaft“ an? Warum gibt es Farben und Klänge für uns?
Zufall, Schicksal oder Gott: Entscheidung für den Glauben
Letzten Endes wissen wir nicht, welche Ereignisse in unserem Leben von Gott kommen und welche nicht.
Vielleicht ist ein hundertprozentiges Wissen (im Sinne von 1+1=2) aber auch gar nicht nötig.
Geht es nicht vielmehr um diese Fragen:
- Welche Sichtweise macht mehr Sinn?
- Welche gibt dir Hoffnung, Sinn, Frieden?
- Welche passt zu dem, was du in deinem Leben erlebst?
„Ich glaube an Gott, wie ich an die Sonne glaube. Nicht weil ich sie sehe, sondern weil ich durch sie alles andere sehe.“
C.S.Lewis
Zweifeln kannst du immer und an allem. Selbst naturwissenschaftliche Erkenntnisse, die durch Erfahrung gewonnen werden (empirische Erkenntnis) bieten keine 100 %ige Wahrheit.
Wie viel mehr ist das bei Erlebnissen der Fall, die mit empirischer Erkenntnis eher weniger zu tun haben:
Du kannst Wunder erleben, Gebetserhörungen sehen, Zeuge unerklärlicher Ereignisse sein – und trotzdem zweifeln.
Oder du kannst dich entscheiden, diese Dinge als Hinweise auf Gott zu sehen.
Glaube bedeutet nicht, dass du alles beweisen kannst. Glaube ist eine Entscheidung:
Glaube ich, dass alles Gute letztlich von Gott kommt?
Oder sehe ich es als Zufall oder als reines menschliches Handeln?
Beides ist möglich. Aber wenn du dich für den Glauben entscheidest, verändert das deine Sicht auf die Welt – so wie Lewis sagte: Du „siehst“ anders.
Und das habe ich (und viele, viele andere) in meinem Leben erfahren – mit der Entscheidung für den Glauben, mit der Einladung an Gott, in dein Leben zu kommen, setzt sich alles an den richtigen Platz, ordnet sich auf die richtige Weise.
(Hinzu kommt: Glaube ist ein Geschenk, nicht nur deine Entscheidung.)
(Und: Du darfst dich immer wieder FÜR den Glauben und gegen deine Gefühle entscheiden.)
Worum darf ich Gott bitten?
Kümmert sich Gott nur um große Dinge?
„Am dritten Tag fand eine Hochzeit in Kana in Galiläa statt, und die Mutter Jesu war dabei. Jesus und seine Jünger waren auch zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: ‚Sie haben keinen Wein mehr.‘ […] Jesus sprach zu den Dienern: ‚Füllt die Krüge mit Wasser.‘ […] Und sie füllten sie bis zum Rand. […] Da wurde das Wasser Wein. Das war das erste Zeichen, das Jesus tat.“
Joh 2,1–11
→ Ein alltägliches, fast nebensächliches Problem, und doch greift Jesus ein.
„Jesus aber sprach: ‚Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!‘ Sie antworteten ihm: ‚Wir haben hier nur fünf Brote und zwei Fische.‘ […] Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach das Segensgebet, brach die Brote und gab sie den Jüngern. Und die Jünger verteilten sie an die Leute. Und sie aßen alle und wurden satt.“
Mt 14,13-21
→ Auch hier: ein konkreter, alltäglicher Mangel, um den Gott sich kümmert.
„Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Vaterunser) = das sind kleine Dinge
Darf ich Gott um einen Parkplatz bitten?
Diskutiert wird das in dieser Folge von Ausgeglaubt: Gott greift nicht in diese Welt ein.
Und wenn ich einen Parkplatz finde, kommt der dann von Gott?
Unterschied:
Ich brauche einen Parkplatz, es ist echt wichtig für mich.
Sonst komme ich zu einem wichtigen Termin zu spät, bekomme Probleme…
Ich finde einen Parkplatz und sage: Gott hat ihn mir gegeben.
Warum nicht – Gott zu danken ist immer gut, ist eine gute Haltung.
Vielleicht ist es nicht so wichtig, immer die Ursache für etwas zu finden (Parkplatz, letzter Stracciatella-Joghurt im Supermarkt), sondern vielmehr um unsere Haltung:
Denken wir, es ist Zufall? Dann ist alles Zufall – nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Sachen. Denn wo fängt der Zufall an, wo hört er auf?
Die Haltung: Es ist Gottes Wille, alles kommt von Gott – das ist eine gute Haltung. 🫶🤍
Hast du Fragen oder Zweifel, die dich beschäftigen?
Gibt es Themen, die du gerne vertiefen möchtest oder suchst du nach Antworten und Orientierung?
Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten!

*Baby-Pause bis Frühjahr 2026
