Gott ja, aber wozu Jesus?

Gott ja, aber wozu Jesus?

„Wozu und warum gibt es Jesus?“ „Warum glauben Christen an Jesus?“ – Diese Fragen hast du dir sicher auch schon einmal gestellt, ganz gleich, ob du gläubige:r Christ:in oder überzeugte:r Atheist:in bist.

Viele Menschen glauben an Gott oder an etwas Höheres, aber bei Jesus steigen sie aus. Der Glaube an Gott scheint nachvollziehbar, universell, spirituell – aber Jesus? Der Sohn Gottes? Gekreuzigt, auferstanden, Gotte in Menschengestalt?

In dieser Folge geht es darum, wer Jesus ist – und welche Bedeutung er für dich persönlich hat (oder haben könnte 😉).

Ist Gott nicht genug? Wozu gibt es Jesus?

Meine Mutter (die als Beispiel für das, was die Durchschnittsdeutsche so denkt, in allen meinen Podcasts hinhalten muss – danke, Mama! 🌸) sagt:

„Es gibt bestimmt etwas Höheres…
Ich bin sicher, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde als unser kleiner Verstand erfassen kann…

Aber ob das jetzt Gott ist…
oder Allah…
oder Buddha…“

Und was sie denkt, aber nicht sagt:
Was das mit Jesus soll, was der heilige Geist zu bedeuten hat – keine Ahnung.

Hier verstecken sich (mindestens) zwei Fragen bzw. Themen:

  1. Warum muss es der christliche Gott sein bzw. das christliche Konzept von „Übernatürlichem“?
  2. Wozu gibt es Jesus? Wozu gibt es den Heiligen Geist?

Zur ersten Frage gibt es demnächst eine gesonderte Folge.
Um die zweite Frage geht es heute!

Was mein Bild von Jesus war… 🩴

Mein Bild von Jesus war eine eher renitente Figur zum An- und Ausmalen mit Latschen und langen Haaren aus dem Kommunionsunterricht.

Aber wozu gibt oder gab es Jesus? Was soll das Ganze mit Gottes Sohn und Mensch, Tod am Kreuz, Auferstehung und dann auch noch Heiliger Geist?

Ist das nicht alles totaler Blödsinn und 2000 Jahre altes Geschwurbel?

Wer ist Jesus?

Die ultrakurze Schnellantwort:

Jesus ist…

  • der Sohn Gottes
  • ganz Mensch
  • aber ohne Sünde
  • ganz Gott

Jesus ist der Messias, der Erlöser, auf den die Juden im Alten Testament (und bis heute) warten und von dem die Propheten sprechen.

Warum ist Jesus Gottes Sohn?

Was ist die Beziehung zwischen Gott und Jesus?
Was ist Dreifaltigkeit?

(Dreifaltigkeit reiße ich in dieser Folge nur kurz an, ist zu komplex, dazu gibt es noch eine gesonderte Folge.)

Die Aussage Jesus ist Gottes Sohn ist bildlich, nicht biologisch gemeint.

Der Titel Sohn wird verwendet, um deutlich zu machen, dass Jesus vom Vater kommt und dessen Willen ausführt.

Die Kirchenväter haben die Dreifaltigkeit als Einheit in Substanz und Vielfalt in Person verstanden.

Hier eine Definition: Die Dreifaltigkeit wird in Bezug auf das innere Wesen Gottes betrachtet.

Die drei Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist – sind wesensgleich (homoousios), aber voneinander unterscheidbar.

Gott ist ein Wesen (ein „Was“) in drei Personen (drei „Wer“).

Oder anders gesagt:
Gott ist ein göttliches Wesen (Was), das in drei Personen existiert (Wer).

Was ist Gott?

„Was ist Gott?“ ist die Frage nach dem Wesen (Substanz). Die Antwort auf diese Frage lautet: Gott ist ein Wesen, eine göttliche Substanz.

Gott ist eine Einheit.

Wenn wir zum Beispiel davon sprechen, dass Gott allmächtig, allwissend, ewig ist, dann beschreiben wir, „was“ Gott in seinem Wesen ist.

Bibelstellen über die Wesensgleichheit Gottes:

  • In Johannes 10,30 sagt Jesus: „Ich und der Vater sind eins.“
  • Hebräer 1,3: „Er [Jesus] ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens.“

Wer ist Gott?

„Wer ist Gott?“ ist die Frage nach den Personen. Die Antwort auf diese Frage lautet: Gott ist drei Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Innerhalb Gottes gibt es eine Vielfalt.

Jede Person ist ein „Wer“ mit eigenen Beziehungen und Aufgaben (z. B. der Vater sendet, der Sohn gehorcht, der Geist leitet).

Bibelstellen über die drei Personen Gottes:

  • Matthäus 3,16–17:
    In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.
    Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn [Jesus], an ihm habe ich Freude.«
  • Johannes 14,16–17:
    Und der Vater wird euch an meiner Stelle einen anderen Helfer geben, der für immer bei euch sein wird; ich werde ihn darum bitten.
    Er wird euch den Geist der Wahrheit geben, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Aber ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Wie können wir die Dreifaltigkeit ontologisch verstehen?

Gott – Sein = die Sonne
Jesus – Werden = der Sonnenstrahl
Heiliger Geist – Kraft = die Kraft der Sonne, die Wärme, die Pflanzen zum Wachsen bringt

Wozu Jesus? Gott Jesus Heiliger Geist erklärt

Wie können wir die Dreifaltigkeit praktisch bzw. moralisch verstehen?

Jesus ist der Weg zu Gott:

Johannes 14,6:
Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.

Damit du das verstehst, erinnere ich dich noch einmal an die Folgen Warum Bist Du Sündhaft?. Dort hatte ich herausgestellt, dass Gott den Menschen liebt und eine Beziehung zu ihm will.

Hier noch eine Analogie, wie Trinität verstanden werden kann:

  • Der Vater: Der Ursprung und das Ziel der Beziehung = der Sender
  • Der Sohn: Der Mittler, der den Zugang ermöglicht = Gesandter, Empfänger und Vollender
  • Der Heilige Geist: Führt und befähigt die Gläubigen, diesen Weg zu gehen = Führer, Lehrer, Ermächtiger; Tröster, er setzt alles praktisch um (im einzelnen Menschen)

Jesus ist vollständig Gott und vollständig Mensch

Hm, wie kann jemand vollständig das eine und vollständig das andere sein? Wie soll das jemand verstehen?

Diese „Vereinigung der zwei Naturen“ (Gott und Mensch) in der Person Jesus ist ein Geheimnis des christlichen Glaubens, das als „hypostatische Union“ bezeichnet wird. Es bedeutet, dass Jesus gleichzeitig vollständig Gott und vollständig Mensch ist, ohne dass seine Göttlichkeit seine Menschlichkeit aufhebt oder umgekehrt.

Es gibt noch allerlei andere Bilder, etwa das des Wassers:
Wasser kann in drei Aggregatzuständen vorkommen – flüssig, fest, gasförmig. Es bleibt immer Wasser, aber zeigt sich in unterschiedlicher Form. (Aber auch dieser Vergleich hinkt, weil er in Richtung der sogenannten Modalismus-Irrlehre führt.)

Wenn du jetzt denkst, dass du immer weniger verstehst, wer Jesus ist, befindest du dich in guter Gesellschaft:

„Wenn du begreifst, ist es nicht Gott.“

Augustinus

Jesus ist vollständig Mensch und vollkommener Mensch

Was bedeutet das?

Jesus ist Gott in menschlicher Gestalt.

Jesus offenbart den Vater.
Jesus ist die Offenbarung Gottes in menschlicher Form.

Aber was bedeutet offenbart oder Offenbarung?

Offenbaren bedeutet sichtbar machen, was vorher verborgen war. Es in einer greifbaren, für uns verständlichen, menschlichen Form darzustellen.

Jesus ist sozusagen die „Übersetzung“ Gottes in menschliche Sprache. Jesus ist Gott, für den menschlichen Verstand begreifbar gemacht.

In Johannes 1,1 heißt es: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Mit „Wort“ ist hier Jesus gemeint. Im griechischen Urtext steht das Wort „Logos“ – ein Begriff, der mehr bedeutet als nur gesprochene Sprache.

Der Logos ist das sichtbar gewordene Denken Gottes. So wie unsere Worte unsere Gedanken ausdrücken, macht Jesus das sichtbar, was im Herzen Gottes ist. Er ist die Offenbarung Gottes in menschlicher Form – die „Übersetzung“ Gottes in eine Sprache, die wir verstehen können.

Aber Logos bedeutet noch mehr. Im Alten Testament handelt Gott durch sein Wort: „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (1. Mose 1,3). Das Wort hat also Schöpfungskraft, es bringt Dinge ins Sein.

Für die griechischen Denker war „Logos“ außerdem ein Begriff für Vernunft, Ordnung und das Prinzip, das das Universum zusammenhält. Johannes greift diesen Gedanken auf, indem er sagt: Dieser Logos ist nicht abstrakt, sondern lebendig. Und er hat einen Namen: Jesus.

Jesus ist Mensch = Gott wird Mensch

Inwiefern ist Jesus Mensch?

  • Jesus wurde als Mensch geboren, in ganz normaler menschlicher Weise – als Baby in Bethlehem. (Lukas 2,6–7)(Du kennst die Geschichte: nicht in einem Königspalast, sondern in einer Futterkrippe. Nirgendwo war Platz für ihn – wo ist heute Platz für ihn?)
  • Jesus erlebte menschliche Emotionen wie Freude, Trauer, Zorn, Mitleid und sogar Angst.
    • Freude (Lukas 10,21)
    • Trauer: weint um seinen Freund Lazarus (Johannes 11,35)
    • Zorn: wirft die Tische der Kaufleute im Tempel um (Matthäus 21,12–13)
    • Mitleid: heilt und hilft denen, die in Not sind (Markus 1,41; Matthäus 14,14)
    • Angst: bittet Gott vor der Kreuzigung – „Lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen“ (Matthäus 26,39)
  • Er hatte menschliche Bedürfnisse wie Hunger und Durst, empfand Schmerzen (Matthäus 4,2; Johannes 19,28)
  • Er lebte als Mensch in Abhängigkeit von Gott, hatte regelmäßige Zeiten des Gebets und der Gemeinschaft mit dem Vater, stützte sich auf Gott als Quelle seiner Kraft und Weisheit (Markus 1,35; Lukas 5,16; Johannes 5,19)
  • Jesus war sterblich. (Johannes 19,30)

Als Mensch kann Jesus mit uns mitfühlen.
Er versteht unsere Leiden, Versuchungen und Schwächen, weil er sie selbst erlebt hat (Hebräer 4,15).

Jesus ist vollkommener Mensch

Inwiefern vollkommen?

  • Jesus wurde versucht, hat aber nie gesündigt (z. B. nach dem Fasten in der Wüste; Matthäus 4,1–11; Hebräer 4,15)
  • Jesus war frei von Sünde (2. Korinther 5,21; 1. Petrus 2,22)

Warum ist das wichtig?

  • Nur ein unbeflecktes Opfer konnte die Sünden der Welt hinwegnehmen (Johannes 1,29; Hebräer 9,14)
  • Ein sündiger Mensch kann keine Sünden von anderen wegnehmen
  • Im Alten Testament mussten Opfer für Gott makellos sein, durften nicht krank oder verletzt sein (3. Mose 1,3; 3. Mose 22,20–21) (die Vorschriften regelten den Umgang des sündigen Menschen mit dem heiligen Gott – selbst der Priester musste, bevor er in das Allerheiligste trat, ein Opfer für sich selbst darbringen; 3. Mose 16,11)

Kurze Zusammenfassung:

  • Unbeflecktes Opfer = Symbol für Unschuld und Reinheit;
  • Notwendig, weil Gott heilig ist;
  • Sündhaftes, Fehlerhaftes kann in Gottes Gegenwart nicht bestehen.

Sehr schön illustriert das diese Epsiode aus dem Alten Testament:

Da bat Mose: »Lass mich deine Herrlichkeit sehen!«
Der HERR gab zur Antwort: »Ich werde in meiner ganzen Heiligkeit und Schönheit an dir vorüberziehen und meinen Namen ›der HERR‹ vor dir ausrufen. Ich bin derjenige, der Gnade erweist, wem er Gnade erweisen will, und der Erbarmen zeigt, wem er Erbarmen zeigen will.«
Der HERR fügte hinzu: »Mein Gesicht darfst du nicht sehen, denn niemand, der mir ins Gesicht sieht, bleibt am Leben.
Stell dich hier auf diesen Felsen neben mich«, fuhr der HERR fort.
»Wenn meine Herrlichkeit an dir vorüberzieht, werde ich dich in einen Felsspalt stellen und meine Hand schützend über dich halten, bis ich vorbeigegangen bin.
Dann werde ich meine Hand wegnehmen, und du kannst mir nachschauen. Aber mein Gesicht darf niemand sehen.«
(Exodus 33,18–23)

Jesus ist ganz Gott

  • Siehe oben: „Er [Jesus] ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens.“ (Hebräer 1,3)
  • Jesus ist die „Übersetzung“ Gottes in menschliche Sprache, für den menschlichen Verstand begreifbar gemacht (Johannes 1,1–14)

Inwiefern ist Jesus ganz Gott? – Jesus zeigt durch sein Handeln, wie Gott ist.

Hier ein paar Beispiele:

Gott ist liebend und barmherzig:
– Jesus vergibt Sünden (z. B. die Frau, die beim Ehebruch erwischt wurde; Johannes 8,10–11)
„Wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt?“ – „Nein, Herr, keiner.“ Da sagte Jesus: „Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr.“

Gott liebt die Schwachen und Ausgegrenzten, ist mitfühlend und barmherzig:
– Jesus sucht die Nähe zu Sündern, Zöllnern, Kranken und Verachteten (Matthäus 9,11–13)
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“

Gott ist demütig und dient:
– Jesus dient anderen, z. B. durch die Fußwaschung (Johannes 13,5–8)
„Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; aber später wirst du es begreifen.“

Gott hat Macht und Autorität:
– Jesus heilt Kranke (Matthäus 9,27–30)
– Jesus stillt den Sturm (Markus 4,35–41)

Gott hat Vertrauen in uns, selbst wenn wir schwach sind und versagen:
– Jesus glaubt an seine Jünger, selbst als Petrus ihn verleugnet – und beruft ihn dennoch zum Fels der Gemeinde (Matthäus 16,18–19)
„Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf der Erde bindest, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf der Erde löst, das wird im Himmel gelöst sein.“

Gott hat mehr Vertrauen in uns als wir selbst.

Zwischenfazit: Jesus ist Gott und Mensch

Als Gott hat Jesus die Macht, unsere Sünden zu vergeben und uns zu retten.
Nur Gott kann die ganze Last der Menschheit tragen und uns vollständig erlösen.

Nur als Mensch konnte er den Tod auf sich nehmen und für die Sünden der Welt sterben

Jesus war als vollkommenes Wesen der perfekte Vermittler zwischen Gott und den Menschen, da er sowohl vollständig Gott als auch vollständig Mensch war.

Fortsetzung folgt

Hast du Fragen oder Zweifel, die dich beschäftigen?
Gibt es Themen, die du gerne vertiefen möchtest oder suchst du nach Antworten und Orientierung?

Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten!