Denkst du bei Kirche an Traditionen, Rituale und verstaubte Predigten?
Das ging mir auch immer so.
Dabei ist lebendiger Glaube etwas ganz anderes.
Beim lebendigen Glauben geht um eine echte, tiefe Beziehung zu Gott.
Trotz katholischer Familie, katholischem Umfeld und katholischem Gymnasium habe ich davon erst im letzten Jahr erfahren. Eine wichtige Rolle spielt(e) dabei die baptistische Kirche.
In dieser Folge erfährst du,
- wie sich lebendiger Glaube von rein äußerlichen Traditionen unterscheidet,
- warum der christliche Glaube dein Leben wirklich verändern kann,
- welche Rolle die Bibel dabei spielt und
- wie ich in der baptistischen Kirche eine völlig neue Perspektive auf Gott und den Glauben gewonnen habe.
Christentum ist nicht so, wie du denkst! Lebendiger Glaube jenseits der Großkirchen
Gestern war Sonntag, wie immer war ich im Gottesdienst. Währenddessen erhielt ich eine Sprachnachricht von meiner Mutter: „Wann passt es euch am besten für einen Besuch? Ihr wart sicher wieder bei den Baptisten…“
Oh wow, das klingt fast so, als hätte sie gesagt: „Ihr wart sicher wieder bei den Zeugen Jehovas!“
Das erinnert mich an meine Großtante. Sie gehörte einer Freikirche an – in meiner katholischen Familie war das etwas absolut Exotisches. Sie galt irgendwie als komisch und verdächtig.
Ich habe sicher schon erwähnt, dass wir in die baptistische Kirche in Antwerpen gehen. Falls du mal hier bist: Antwerp Christian Fellowship (ACF).
In dieser Folge möchte ich erklären:
- Warum wir uns für diese Gemeinde entschieden haben,
- Was an der baptistischen Richtung so besonders ist,
- Und warum die Denomination eigentlich gar nicht so wichtig ist.
Warum gehe ich in die baptistische Kirche?
Mein Verlobter ist Ukrainer und seit über 20 Jahren gläubig. In der Ukraine sind baptistische Gemeinden weit verbreitet.
Warum? Der Baptismus kam im 19. Jahrhundert durch deutsche und polnische Siedler sowie russische Missionare in die Ukraine. Während der Sowjetzeit wurden Baptisten verfolgt, doch die Gemeinden hielten im Untergrund durch. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wuchs der Baptismus wieder stark an – heute gibt es in der Ukraine eine der größten baptistischen Gemeinschaften Europas.
Ich erinnere mich noch an meinen ersten Besuch in der baptistischen Gemeinde in Antwerpen:
Wow! Hier ist etwas, das ich lange gesucht habe. Wir waren danach in zwei anderen Gemeinden, aber bei ACF habe ich mich sofort wohlgefühlt.
Was sind Baptisten und woran glauben sie?
Meine These: Der Baptismus vertritt das Christentum in seiner ursprünglichsten Form – so, wie es Jesus gelehrt hat.
- Keine Verfälschung durch jahrhundertealte Traditionen, Hierarchien oder Institutionen.
- Glaube, der sich direkt aus der Bibel ableitet.
1. Die Bibel als höchste Autorität
Baptisten glauben, dass die Bibel die einzige Grundlage für Glauben und Praxis ist. Alles, was sie tun und glauben, leitet sich direkt aus der Schrift ab. Die Überzeugung dahinter: Gott spricht klar und direkt in der Bibel – und wir sollen und können sein Wort verstehen.
Was ist eigentlich Gnade? 🤷♀️
Kurze Worterklärung: GNADE
- Gnade ist ein unverdientes Geschenk.
- Gnade bedeutet Vergebung der Sünden. Gott vergibt uns unsere Fehler, sodass wir eine Beziehung zu ihm haben können.
- Gnade ist Kraft zur Veränderung.
- Gott lebt in uns durch den Heiligen Geist.
- Ein fortwährender Prozess: Unsere Sündhaftigkeit wird uns immer wieder vergeben, und wir werden Jesus ähnlicher (Wiedergeburt, Transformation).
- Gnade befähigt uns, nach Gottes Willen zu leben und alte Gewohnheiten hinter uns zu lassen.
2. Taufe nur für Gläubige
Die Taufe ist für Baptisten eine bewusste Entscheidung eines gläubigen Menschen. Sie dient als Zeichen des Glaubens, nicht als Bedingung für Gottes Gnade.
- Biblische Grundlage: Jesus ließ sich selbst taufen, und als seine Nachfolger sollten auch wir die Taufe als persönlichen Akt des Glaubens verstehen.
- Markus 16,16: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.“ → Die Taufe ist eine Folge des Glaubens.
Unterschied zu anderen Konfessionen:
- Katholiken und Lutheraner: Glauben an die Wiedergeburt durch die Taufe – bereits Säuglinge werden getauft, um die Sünden abzuwaschen.
3. Wiedergeburt durch den Glauben
Bedeutung für Baptisten:
- Gnade und Heil kommen allein durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus.
- Wiedergeburt bedeutet eine individuelle Transformation.
- Offenbarung 3,19-20: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen.“ → Persönliche Beziehung zu Jesus.
- Galater 2,20: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ → Eine lebendige, persönliche Verbindung mit Christus.
Unterschied zu Großkirchen:
- Dort geschieht ein Teil der Wiedergeburt bereits durch die Kindertaufe.
- Es ist nicht zwingend erforderlich, sich bewusst zu Jesus zu bekennen.
- Katholische Sicht: Gute Werke sind notwendig, um in der Gnade zu bleiben.
Baptistische Sicht auf gute Werke:
- Gute Werke sind eine Folge des lebendigen Glaubens, aber nicht notwendig, um die Gnade zu bewahren.
- Epheser 2,8-9: „Durch Gottes Gnade seid ihr gerettet – nicht durch eigene Leistung, sondern als Geschenk Gottes.“
Unterschied zur lutherischen Sicht:
- Baptisten: Gute Werke sind ein Zeichen des Glaubens.
- Lutheraner: Gute Werke sind eine Bestätigung des Glaubens.
4. Freiheit des Gläubigen
- Jeder Gläubige ist direkt mit Gott verbunden – ohne die Vermittlung von Priestern oder einer kirchlichen Hierarchie.
- Jesus fordert uns zu einer persönlichen Beziehung mit Gott auf.
- Freier Zugang zu Gott ist für Baptisten essenziell.
- Der Einzelne entscheidet selbst, wie er seinen Glauben lebt – mit großer Freiheit und Eigenverantwortung.
Unterschied zu Großkirchen:
- Dort spielt die Liturgie eine zentrale Rolle.
- Sakramente (Taufe, Eucharistie, Ehe, Beichte) verbinden die Gläubigen mit Gott.
- Tradition und Kirchenlehre bieten eine feste Orientierung für den Glauben und das Leben als Christ.
Worin unterscheiden sich Baptisten von anderen christlichen Richtungen?
Die Bibel als Grundlage des Lebens
Baptisten nehmen die Bibel wörtlich und betrachten sie als Handbuch für das Leben. Das zeigt sich in vielen Bereichen:
- Die Leute lesen die Bibel aktiv und können Stellen auswendig zitieren.
- Die Bibel wird als lebendiges Buch erlebt – das Wort Gottes, das direkt zu den Menschen spricht (NGÜ Gott spricht. Heute.).
- Sie ist keine bloße Theorie, sondern hat konkrete Auswirkungen auf den Alltag.
Der Glaube als gelebte Realität
Für Baptisten ist der Glaube kein abgegrenzter Bereich des Lebens – er durchdringt den gesamten Alltag.
Was bedeutet das konkret?
- Beten ist das Erste, was man tut, nicht der letzte Ausweg. Es ist ein natürlicher Ausdruck der Beziehung zu Gott.
- Man fragt sich ständig: Was tue ich in meiner Beziehung zu Gott? Was gebe ich?
- Christlicher Input in der Freizeit: Lieder, Podcasts, Bücher, Bibellesen.
- Worship-Songs als Lebensmotto: „Above and below me, before and behind me, in every eye that sees me – Christ be all around me“ (Leeland – Christ Be All Around Me).
- Der Glaube prägt das Verhalten: Vergebung, Nächstenliebe, Dankbarkeit, Selbstreflexion.
- Glaube ist nicht auf den Sonntag beschränkt, sondern beeinflusst jede Handlung – sei es Spülen, Staubsaugen, Joggen oder das Abholen der Kinder von der Schule. Echte Achtsamkeit.
- Gemeinschaftliches Bibelstudium: Home Groups, Bibellektüre, Aktionen.
Der Gottesdienst: anders, lebendig, mitreißend
- Musik & Worship: Mitreißend, emotional, intensiv.
- Körpersprache: Menschen heben die Hände, öffnen die Arme – dieser Ausdruck der Anbetung ist bewegend.
- Höhepunkt der Woche: Der Gottesdienst ist nicht Pflichtprogramm, sondern Highlight.
- Kinositze! 😄
- Predigt, die verändert: Kein monotones Reden, sondern kraftvolle Worte, die aufrütteln.
- Interaktive Teilnahme: Gläubige lesen in ihren Bibeln mit, machen Notizen, rufen „Amen“ und „Halleluja!“.
- Keine starren Rituale: Kein Kreuzzeichen, keine festgelegte Liturgie, keine Sakramente. Worship ist frei und lebendig.
Wörtliche Auslegung der Bibel
- Keine Verwässerung der Lehre – die Bibel wird ernst genommen, ohne Anpassung an den Zeitgeist.
- Traditionen & menschliche Lehren haben keinen Vorrang – allein die Schrift zählt. Man muss nicht erst Augustinus oder den Kleinen Katechismus lesen.
- Praktische Umsetzung: Die Bibel ist keine akademische Theorie, sondern eine Anleitung für das Leben.
- Veränderung statt Wissen: Es geht nicht darum, einfach nur Bibelwissen zu haben – sondern darum, dass der Glaube das Leben sichtbar verändert.
Die Gefahr: Ein Glaube, der zur Tradition verkommt
Was in vielen traditionellen Kirchen (besonders in Europa) passiert:
- Der Glaube wird nur äußerlich praktiziert, aber nicht im Herzen gelebt.
- Man folgt Ritualen, ohne die persönliche Bedeutung zu reflektieren:
- Teilnahme an Sakramenten als „Pflicht“
- Gebete, Liturgie, Kirchenjahresfeste ohne persönliche Verbindung
- Traditionen wie am Sonntag nicht spielen oder am Freitag Fisch essen – aber ohne geistlichen Tiefgang
- Gefahr: Routinisierter, mechanischer Glaube – man bleibt in der Tradition hängen und vergisst das eigentliche Erleben.
- Persönliche Erfahrung fehlt: „Ich war an Weihnachten in der Christmette. Es hatte NULL Bezug zu mir und meinem Leben. Ich habe die Anwesenheit Gottes nicht gespürt.“
- Der Glaube bleibt auf Kirche, Schule, Gemeindehaus beschränkt, anstatt das ganze Leben zu durchdringen.
Was gefällt mir an der baptistischen Kirche?
Es gibt viele Aspekte am Glauben, wie er in der baptistischen Kirche gelebt wird, die mich tief berühren und begeistern:
- Echte Feier des Glaubens – Emotionen, Anbetung, Worshipping.
- Bibelauslegung, die verständlich ist – nicht abgehoben, sondern direkt anwendbar im täglichen Leben.
- Normale Sprache – keine komplizierten theologischen Begriffe, sondern bodenständige, greifbare Lehre.
- Simpel und direkt – Ich brauche keine Priester, keine Liturgie und keine auswendig gelernten Gebete, um mit Gott in Kontakt zu sein.
- Gott spricht durch die Bibel – fortlaufend, direkt, verständlich. Ich brauche nicht mehr als die Bibel, um sein Wort zu hören.
- Der Glaube hat mit MIR zu tun – er verändert MEIN Leben. Ich bin eine neue Schöpfung in Christus!
- Starke Gemeinschaft – Menschen aus unterschiedlichen Hintergründen werden verbunden, man unterstützt sich gegenseitig, es fühlt sich wie ein Zuhause an.
- Ziel / Ideal: Eine echte, lebendige Gemeinde wie in der Apostelgeschichte (die ja in anderen Sprachen oft als „Taten“ oder „Handlungen“ der Apostel übersetzt wird).
Warum ist die Denomination eigentlich egal?
Das Entscheidende:
Es geht nicht um das Label einer Kirche – sondern darum, den Glauben wirklich zu verstehen und mit dem Geist(nicht nur mit dem Fleisch) zu glauben.
Mein Eindruck:
Viele Menschen in traditionellen Kirchen haben kaum eine persönliche Beziehung zu Jesus. Sie wiederholen nur, was sie von ihren Eltern oder einem Pastor gehört haben, ohne es wirklich zu verstehen oder zu leben.
Meine persönliche Erfahrung:
Alle Bücher, Podcasts und Predigten, die ich bisher konsumiert habe, stimmen mit den Lehren und Erfahrungen überein, die ich in der baptistischen Kirche gemacht habe. Es gibt keine Widersprüche. Alles passt zusammen.
Die zentrale Botschaft des Glaubens:
- Jesus schenkt Vergebung und den Weg zu einer tiefen Beziehung mit Gott – durch seinen Tod und seine Auferstehung. Der Glaube an ihn ist der Schlüssel zu einem Leben in Hoffnung und Frieden, unabhängig von den Umständen.
- Die Bibel ist ein praktischer Leitfaden für den Alltag – sie gibt Orientierung für Beziehungen, Arbeit, persönliche Entwicklung. Wer regelmäßig darin liest, wird eine tiefere Beziehung zu Gott aufbauen.
- Geborgenheit in Gott bedeutet, dass du nicht auf deine eigenen Leistungen angewiesen bist, um vor ihm zu bestehen. Seine Liebe und Gnade sind genug. Das schenkt inneren Frieden und Sicherheit.
Diese Wahrheiten sind nicht exklusiv baptistisch – aber sie werden dort in der richtigen Balance gelehrt.
Viele Großkirchen haben sie verloren. Viele charismatische Gemeinden übertreiben sie. Die Baptisten vermitteln sie klar, einfach und ausgewogen.
- Echte, lebendige Beziehung zu Gott.
- Der Glaube verändert dein Leben sichtbar. Wenn man wirklich glaubt, MUSS sich das Leben verändern – sonst stimmt etwas nicht.
Warum der christliche Glaube in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr hat
Die Schönheit und Radikalität des christlichen Glaubens sind in den Großkirchen verloren gegangen.
- Christsein ist für viele nur eine Tradition, keine Herzenssache.
- Nach außen hin ist kaum noch sichtbar, was es bedeutet, an Jesus zu glauben.
- Kirchen wirken oft langweilig, leblos, losgelöst von der Realität.
- Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen gemacht oder unangenehme Assoziationen mit Kirche.
Das führt dazu:
Wenn du mit jemandem über Jesus redest, stößt du oft sofort auf Widerstand.
Aber dieselben Menschen sind offen für alles andere:
- Hinduismus
- Buddhismus
- Taoismus
- New Age
Weil das für sie „frei“, „spirituell“ und „offen“ wirkt – während das Christentum verstaubt und unattraktiv erscheint.
Doch in Wirklichkeit ist der christliche Glaube etwas Radikales, Kraftvolles und Lebensveränderndes.
Hast du Fragen oder Zweifel, die dich beschäftigen?
Gibt es Themen, die du gerne vertiefen möchtest oder suchst du nach Antworten und Orientierung?
Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten!
