Jeder, der sich schon einmal mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt oder ein Coaching gemacht hat, kennt das Konzept von negativen Glaubenssätzen: unbewusste Überzeugungen über dich und die Welt, die dein Verhalten steuern, ohne dass du es merkst.
Wenn du zu angepasst bist, es allen recht machen willst oder nicht Nein sagen kannst, heißt es oft: Du musst deine Glaubenssätze ändern, sie erkennen, umprogrammieren, ersetzen.
Das Prinzip klingt einfach: eigenes Denken reflektieren, entscheiden, welche Gedanken gut oder schlecht sind, Strategien wählen, anders denken – und du bist ein anderer Mensch.
Aber stimmt das wirklich?
Wie ist die biblische Sicht auf Glaubenssätze?
Wie unterscheidet sich der christliche Ansatz vom modernen Coaching?
Ist es vielleicht gar nicht so wichtig und gut, mein Potenzial zu entfalten, sondern stattdessen gar nicht so schlecht, klein und demütig zu sein und an mir zu zweifeln?
Die Bibel stellt das moderne Menschenbild auf den Kopf und bietet eine überraschend andere Lösung für Selbstzweifel an, von der du wahrscheinlich noch nie gehört hast. 😉
Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen, die wir über uns selbst, andere Menschen oder das Leben haben. Sie wirken oft unbewusst, wir wissen also nicht, dass wir so denken, wie wir denken. Sie entstehen meist aus Erfahrungen, Prägung oder Kultur und beeinflussen, wie wir denken, fühlen und handeln. Manche Glaubenssätze stimmen mit der Wahrheit überein, andere nicht.
Was du über dich denkst, ist oft unbewusst und ein Resultat aus kindlicher Prägung. Der Inhalt kann positiv oder negativ sein.
Persönliche Beispiele für negative Glaubenssätze
Positiv:
- Ich habe als Kind gern mit Lego gespielt und mir Geschichten ausgedacht, die meine Figuren Jack und Lily erleben.
- Meine Eltern haben mir und über mich immer erzählt, ich hätte eine „blühende Fantasie“.
- Bis heute bin ich davon überzeugt, kreativ und fantasiereich zu sein.
Negativ:
- Ich war als Kind sehr empfindlich (bin es immer noch) und habe viel geweint.
- Meine Eltern haben mir gezeigt, dass sie das anstrengend und übertrieben finden („Marion jammert wieder“, „unsere kleine Jammerliese“, „stell dich doch nicht so an“, „was ist denn jetzt schon wieder“, „ist doch nicht so schlimm“ etc.).
Sind negative Glaubenssätze ein neutrales oder ein esoterisches Konzept?
Bei allen Begriffen und Konzepten, die wir im Licht des christlichen Glaubens verstehen wollen, müssen wir prüfen, ob es sich um
a) wissenschaftliche, säkulare, neutrale Konzepte handelt, die so oder ähnlich – vielleicht unter anderem Namen – in der Bibel vorkommen oder dort beschrieben werden.
Beispiele: Gefühle, Gedanken, Resilienz, Bindung, Trauma (psychologisch definiert)
oder ob es ein
b) ideologischer, religiöser (bzw. pseudo-religiöser) Begriff oder ein Konzept ist, das dem biblischen Welt- und Menschenbild widerspricht.
Beispiele: Energie, Universum, höheres Selbst, Karma, Schwingung oder Frequenz erhöhen, Chakren
Begriffe aus Kategorie a) sind unproblematisch. Wir können sie im Lichte der Schrift und des Glaubens prüfen, verstehen und einordnen und ihnen dadurch mehr Tiefe geben.
Begriffe aus Kategorie b) sind problematisch, weil sie ein ganzes Weltbild transportieren, das dem christlichen entgegengesetzt ist und ihm widerspricht.
Zum Verständnis:
Wenn ein Begriff oder Konzept eine eigene, geistliche Deutung der Wirklichkeit anbietet , die im Kern gegen Gottes Offenbarung steht (zum Beispiel Karma, Reinkarnation, „Universum“ als Gott-Ersatz), dann ist es nicht nur „nicht biblisch“, sondern tatsächlich anti-biblisch.
Was ist das Problem mit negativen Glaubenssätzen? (im Kontext säkularen Coachings)
Wie werden negative Glaubenssätze im säkularen Coaching verstanden, und wie wird mit ihnen umgegangen?
1. Warum werden negative Glaubenssätze zum Problem?
- Sie wirken wie ein unsichtbares Betriebssystem: unbewusste Überzeugungen steuern Denken, Fühlen und Handeln.
- Im Coaching werden sie als Blockaden gesehen, die Menschen daran hindern, ihr Potenzial zu entfalten.
- Typische Deutung: „Wenn du glaubst, dass du nicht gut genug bist, wirst du dich klein machen, Chancen verpassen und unglücklich bleiben.“
2. Glaubenssätze werden kognitiv bzw. erkenntnistheoretisch eingeordnet
Kognitiv oder erkenntnistheoretisch bedeutet: auf den Wahrheitsgehalt bezogen.
- Grundannahme: Die Wahrheit über dich bestimmst du selbst.
- Wenn ich glaube, dass ich nicht gut genug bin, aber rational draufschauend denke oder erkenne: Nein, ich bin sehr wohl gut genug, dann gilt dieser Gedanke als negativer Glaubenssatz, der mich „limitiert“ oder „blockiert“ – und beseitigt werden muss.
- Ich bestimme, welche Gedanken über mich wahr und welche falsch sind.
Der Mainstream der Persönlichkeitsentwicklung der letzten zehn bis fünfzehn Jahre vermittelt: Glaub an dich, werde dein bestes Ich, arbeite an dir, optimiere dich.
In diesem Kontext sind Selbstzweifel oder Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ absurd und gelten als etwas, das überwunden werden muss.
3. Negative Glaubenssätze werden durch positive ersetzt
Das Schema, anhand dessen negative durch positive Glaubenssätze ersetzt werden sollen, sieht immer ungefähr so aus:
- Schritt: Erkennen, was du eigentlich über dich und die Welt denkst.
- Schritt: Herkunft der negativen Glaubenssätze verstehen.
- Schritt: Distanz einnehmen zu dieser Herkunft.
Beispiel: Als Kind habe ich allen gefallen wollen und bin deswegen nie angeeckt, habe nie meine Bedürfnisse geäußert. Als Erwachsene muss ich das nicht mehr so machen, bin nicht mehr auf die Anerkennung anderer angewiesen (bzw. sollte sie mir nicht holen über Nicht-Anecken). - Schritt: Negative Glaubenssätze durch positive ersetzen.
Das muss nicht extrem sein – nicht von „Ich bin nicht gut genug“ zu „Ich bin die Beste“, sondern zum Beispiel zu „Ich bin als Mutter gut genug, denn ich gebe mein Bestes.“ - Schritt: Affirmationen („Ich bin zufrieden“, „Ich bin genug“ …).
- Schritt: Das Vision Board darf auf gar keinen Fall fehlen, mit Sätzen wie „Ich bin bereit für Fülle in meinem Leben“ oder „Ich bin ein Wunder.“
- Schritt: Und wenn gar nichts hilft: Coaching. 🫠
Was sagt die Bibel zu negativen Glaubenssätzen?
Negative Glaubenssätze in der Bibel: Selbstzweifel
Viele Menschen, die Gott beruft, fühlen sich unfähig, der Aufgabe zu genügen. Sie reagieren mit Selbstzweifeln oder Angst.
Beispiel: Mose
Gott erscheint Mose im Dornbusch und beauftragt ihn, die Israeliten aus Ägypten herauszuführen.
Mose antwortete Gott: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte?“
Exodus 3,11
Gott sagt Mose, wie er den König von Ägypten davon überzeugen soll, die Israeliten für drei Tage in die Wüste ziehen zu lassen.
Mose antwortete: „Was aber, wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören, sondern sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen?“
Exodus 4,1
Gott zeigt Mose, wie er aus seinem Stab eine Schlange macht, wie er seine Hand mit weißem Aussatz belegt und dass Nilwasser auf dem Boden zu Blut wird.
Doch Mose sagte zum HERRN: „Aber bitte, Herr, ich bin keiner, der gut reden kann, weder gestern noch vorgestern, noch seitdem du mit deinem Knecht sprichst. Mein Mund und meine Zunge sind nämlich schwerfällig.“
Exodus 4,10
Der HERR entgegnete ihm: „Wer hat dem Menschen den Mund gegeben und wer macht taub oder stumm, sehend oder blind? Doch wohl ich, der HERR! Geh also! Ich bin mit deinem Mund und weise dich an, was du reden sollst.“
Exodus 4,11–12
Drei typische Ebenen negativer Glaubenssätze:
- Zweifel an der eigenen Identität („Wer bin ich…“)
- Zweifel an der Wirkung auf andere („Sie werden mir nicht glauben…“)
- Zweifel an den eigenen Fähigkeiten („Ich kann das nicht…“)
Das sind klassische Selbstzweifel: Mose schaut auf sich – und sieht nur Mangel.
Gott spricht ihm Mut zu, verspricht ihm, bei ihm zu sein und ihn zu leiten.
Aber Mose nimmt das nicht an.
„Aber bitte, Herr, sende doch, wen du senden willst!“
Exodus 4,13
Das bedeutet: „Bitte, Herr, schick jemand anderen.“
Das sind keine Selbstzweifel mehr, sondern Verweigerung – Widerstand gegen Gottes Auftrag, also Ungehorsam.
Da entbrannte der Zorn des HERRN über Mose und er sprach: „Hast du nicht noch einen Bruder, den Leviten Aaron? Ich weiß, er kann reden; außerdem bricht er gerade auf und wird dir begegnen. Wenn er dich sieht, wird er sich von Herzen freuen.“
Exodus 4,14
Am Anfang reagiert Gott verständnisvoll. Er nimmt Moses Selbstzweifel ernst, geht auf sie ein und entkräftet sie, indem Er sagt:
– Ich bin bei dir. Es geht nicht darum, dass du es kannst, sondern dass Ich, der allmächtige Gott, dich beauftrage und bei dir bin.
– Ich gebe dir übernatürliche Zeichen, um das Volk zu überzeugen, dass du die Wahrheit sagst und dass sie dir folgen sollen.
– Ich helfe dir, Ich sage dir, was du reden sollst.
Auf Selbstzweifel geht Gott empathisch ein, aber auf Ungehorsam – Unglaube, der sich im Widerstand gegen Gottes Auftrag zeigt – reagiert Er mit Zorn.
Was Gott will:
– Mose soll vertrauen, dass Gottes Zusagen wahr sind.
– Glaube führt zu Gehorsam.
Denn was sagt die Schrift? Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet.
Römer 4,3
Er zweifelte aber nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben, indem er Gott die Ehre erwies, fest davon überzeugt, dass Gott die Macht besitzt, auch zu tun, was Er verheißen hat. Darum wurde es ihm auch als Gerechtigkeit angerechnet.
Römer 4,20–22
Gehorsam entsteht aus Glauben, nicht aus eigener Kraft.
Hier zeigt sich der große Unterschied zum weltlichen Coaching oder zur nicht-christlichen Psychologie:
Coaching und Psychologie sagen: Glaub an dich.
Die Bibel sagt: Vertrau auf Gott.
Ein weiteres Beispiel für Selbstzweifel ist Gideon. Eine sehr schöne Geschichte, du findest sie in Richter, Kapitel 6 bis 8.
Das Problem mit Selbstzweifeln ist nicht, dass Menschen sich realistisch einschätzen, sondern dass sie ihre Begrenzung größer sehen als Gottes Kraft.
Die Lösung ist nicht, sich selbst alles zuzutrauen oder großes Selbstbewusstsein zu entwickeln, also zu denken: Ich schaffe alles, was ich mir vornehme.
Sondern:
– sich und seine Fähigkeiten realistisch einschätzen
– die eigenen Zweifel vor Gott bringen
– Gott vertrauen: Gott vermag alles, besonders, wenn Er dich beruft
Selbstzweifel sind kein psychologisches Problem, sondern eine Glaubensfrage: Hast du Vertrauen auf Gottes Zusagen oder nicht?
Negative Glaubenssätze in der Bibel: Selbstüberschätzung
Selbstüberschätzung kommt in der Bibel häufiger vor als Selbstunterschätzung.
Sie ist das Grundmuster seit dem Sündenfall:
Ich schaffe es allein, kann es selbst bestimmen, weiß es besser als Gott, brauche Gott nicht, mache mich selbst zum Maßstab, will wie Gott sein und selbst bestimmen, was gut und böse ist.
„Ihr werdet sein wie Gott und erkennen, was gut und böse ist.“
1 Mose 3,5
Das hat auch einen Namen: Hochmut.
Hochmut gilt als Wurzel aller Sünden, als Ursprung des Sündenfalls.
Beispiel: Petrus verleugnet Jesus.
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ihr werdet euch alle von mir abwenden.“
Markus 14,27–31 (NGÜ)
Doch Petrus versicherte: „Auch wenn alle sich von dir abwenden – ich nicht!“
Jesus erwiderte: „Ich sage dir: Noch heute Nacht, bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“
Aber Petrus erklärte mit aller Entschiedenheit: „Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich niemals verleugnen!“ Das Gleiche beteuerten auch alle anderen.
Als Petrus unten im Hof war, kam eine von den Mägden des Hohepriesters. Sie sah, wie Petrus sich wärmte, blickte ihn an und sagte: „Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazaret zusammen.“
Markus 14,66–72 (EÜ)
Doch er leugnete und sagte: „Ich weiß nicht und verstehe nicht, wovon du redest.“ Dann ging er in den Vorhof hinaus.
Als die Magd ihn dort bemerkte, sagte sie zu denen, die dabeistanden, noch einmal: „Der gehört zu ihnen.“
Er aber leugnete wieder. Wenig später sagten die Leute, die dort standen, von Neuem zu Petrus: „Du gehörst wirklich zu ihnen; du bist doch auch ein Galiläer.“
Da fing er an zu fluchen und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet.“
Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und er begann zu weinen.
Petrus dachte, er sei stärker, als er war.
Er vertraute auf seine eigene Stärke, sah die Gefahr nicht – Angst, Druck, Lebensgefahr – und unterschätzte, wie schnell Menschen einknicken, wenn sie unter Druck geraten.
Er brüstete sich, hielt sich für standfester als alle anderen.
Das war Arroganz, Hochmut, Selbstgerechtigkeit und falsche Selbsteinschätzung.
Er stellte sich über andere – und widersprach Jesus, von dem er wusste, dass Er der Messias ist.
Das ist eine Form von Unglaube: „Ich kenne mich selbst besser als Du, Herr.“
Petrus erhebt sich über Gott und stellt sein eigenes Urteil über das Gottes.
Solche Beispiele finden sich überall in der Bibel:
vom Sündenfall über den Turmbau zu Babel, über Saul, David und viele der Könige Israels, bis hin zum reichen Kornbauern (Lukas 12,16–21) und eben Petrus.
Selbstüberschätzung ist der Normalfall des gefallenen Menschen.
Und das Interessante ist:
Obwohl Selbstzweifel und Selbstüberschätzung von außen wie Gegensätze wirken, haben sie denselben Ursprung: Unglaube, Misstrauen gegenüber Gott, keine bedingungslose Liebe zu Gott (wie hier erläutert: Gott lieben – Wie geht das?)
Modernes Coaching: Glaub an dich! Lass dich nicht klein machen!
Im modernen Life-Coaching, in Ratgebern und in den sozialen Medien geht es fast immer um Selbstunterschätzung.
Selbstüberschätzung – im Sinne von „Overconfidence“ oder „blinder Fleck“, also falsche Entscheidungen durch zu großes Vertrauen in sich selbst – wird fast nur in Führungskräfte-Coachings thematisiert.
Viele Menschen empfinden Unsicherheit, Selbstzweifel oder Angst vor Ablehnung.
Dementsprechend wird ihnen ständig dieselbe Botschaft vermittelt:
„Glaub an dich.“
„Du bist genug.“
„Trau dich, groß zu träumen.“
„Lass dich nicht kleinmachen.“
„Du erreichst alles, was du dir vornimmst.“
Wenn du nur deine inneren Blockaden in Form von negativen Glaubenssätzen, die Selbstzweifel auslösen und immer wieder bestätigen, löst, kannst du dein eigenes Potenzial entfalten und glücklich, „echt“ und „dein wahres Ich“ werden.
In diesem Denken gilt:
Selbstzweifel blockieren dich.
Aber die modernen Coaching-, Selbstverwirklichungs- und Persönlichkeitsentwicklungsprogramme führen letztlich oft in die entgegengesetzte Richtung: zur Selbstüberschätzung.
Wie unterscheidet sich der christliche Ansatz vom modernen Coaching?
Unter „modernes Coaching“ subsummiere ich alles, was sich im Dunstkreis von Selbstoptimierung, Persönlichkeitsentwicklung, „du schaffst alles, was du dir vornimmst“-Mantra aufhält.
Realistische Selbsteinschätzung (statt Selbstzweifel oder Selbstüberschätzung)
Die Bibel ruft dazu auf, sich und seine Fähigkeiten realistisch einzuschätzen – weder schönzufärben, was nicht schön ist, noch sich herunterzumachen und an sich zu zweifeln, wo es nicht nötig ist.
Man könnte hoffen, dass auch modernes Coaching diesen Anspruch hat. In der Realität geht es aber oft um Botschaften wie „Werde dein besseres Ich“, „Entfalte dein Potenzial“ oder „Du kannst alles, was du dir vornimmst“.
Aber woher weiß ich, was nicht schön ist?
Woher weiß ich, wann es nötig ist zu zweifeln und wann nicht?
Das lernst du im Laufe der Zeit, wenn du Jesus nachfolgst:
Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Markus 8,34
Sich selbst verleugnen bedeutet: Du stehst nicht mehr im Zentrum deines Lebens. Nicht alles dreht sich mehr um dich.
Jesus steht im Zentrum, dann ordnet sich alles auf die richtige Weise und fällt an seinen Platz.
Dein Kreuz auf dich nehmen bedeutet: Dein altes, „fleischliches“ Ich ablegen – das egoistische, selbstsüchtige, auf weltliche Güter ausgerichtete Ich – und dich von Jesus führen lassen. Leben im Geist, Heiligung, Ihm ähnlicher werden.
Wenn du dich Jesus anvertraust und Ihm die Führung über dein Leben gibst, zeigt Er dir, was an dir und deinem Leben bisher „nicht schön“ ist, woran du zweifeln darfst und woran nicht – und alles in der richtigen Reihenfolge.
Beispiele aus meinem Leben:
Bei mir war das zum Beispiel, meine Familie über meine eigenen Bedürfnisse zu stellen.
Als ich gerade meinen Mann kennengelernt hatte, war ich froh, wenn meine Tochter bei ihrem Vater war und ich Zeit mit meinem neuen Freund verbringen konnte. Aber er hat immer wieder gesagt, dass das Kind wichtig ist – und mir damit zu verstehen gegeben, dass sie in diesem Fall sogar wichtiger ist als er.
Seitdem Jesus Zentrum meines Lebens ist, setze ich alles daran, dass meine Tochter so oft wie möglich bei mir ist.
Oder: Ich habe mich anfangs gesträubt, zu kochen und die Verantwortung für Küche und Haushalt zu übernehmen. Ich habe vor allem für mich gekocht, und was mit meiner Tochter oder meinem Freund beziehungsweise Mann war, war mir nicht so wichtig.
Seitdem Jesus Zentrum meines Lebens ist, kümmere ich mich um Tochter und Mann und denke zuerst daran, was ich für sie einkaufen und kochen kann – und erst danach an mich selbst.
Ich glaube, so etwas hätte niemand in einem weltlichen Coaching thematisiert, solange es nicht für mich selbst zum Problem geworden wäre.
Genau das ist das Problem:
Im weltlichen Coaching wird nur das zu einem Problem, was für dich ein Problem ist.
Du kannst der selbstbezogenste und selbstsüchtigste Mensch auf der Welt sein – solange du damit klarkommst und niemandem aktiv schadest, wird niemand etwas dagegen sagen.
Ohne Gott gibt es keinen objektiven Maßstab, um unsere Handlungen und Einstellungen (unsere Herzenshaltung) moralisch zu bewerten.
Der Maßstab des weltlichen Coachings ist: Was funktioniert für dich? Was ist gut für dich? Was willst du erreichen?
Christen – und dementsprechend christliches Coaching oder Seelsorge – fragen:
Was will Gott von mir? Wie will Gott, dass ich bin? Was ist das Bild, nach dem Er mich geschaffen hat?
Und du siehst:
Das Ergebnis sieht jeweils völlig unterschiedlich aus, je nachdem, wie du die Fragen stellst.
Nochmal zusammenfassend:
Aber woher weiß ich, was an mir, an meinem Charakter nicht schön ist?
Woher weiß ich, wann es nötig ist, an mir zu zweifeln und wann nicht?
Das zeigt dir der Heilige Geist, wenn du die Kontrolle über dein Leben an Jesus abgibst.
Er gibt dir immer genau das, was du brauchst – zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge.
Das ist auch der Grund, warum es wenig Sinn macht, menschengemachten Praktiken zu folgen und sich selbst zu überlegen, wie man Jesus nachfolgen kann und will.
Genau an diesem Punkt sollst du dich von Jesus formen lassen, anstatt dir selbst Rituale und Formen auszudenken.
Mehr dazu erfährst du in dieser und in dieser Folge.
Selbstzweifel und Selbstüberschätzung hängen oft zusammen
Was im weltlichen Coaching kaum gesehen wird:
Viele Menschen schwanken zwischen Selbstzweifel und Selbstüberschätzung.
Sie pendeln von einem Extrem zum anderen. Von „Ich bin nicht gut genug, das schaffe ich nie“ zu „Wenn ich es mir nur fest genug vornehme, schaffe ich alles, ich bin genauso gut oder besser als die anderen.“
- Selbstzweifel sagt: „Ich kann das nicht, ich bin zu schwach.“
- Selbstüberschätzung sagt: „Ich will es aus eigener Kraft schaffen, ich will beweisen, dass ich es kann.“
In beiden Fällen bist du – der Mensch – die letzte Instanz, aus der geschöpft wird.
Obwohl Selbstüberschätzung in unserer Gesellschaft kaum noch als Hochmut verstanden wird, gilt sie im Gegenteil als Ziel, das im Coaching angestrebt wird.
Beide Haltungen haben denselben Kern:
Der Fokus liegt auf mir selbst, darauf, was ich kann, was ich nicht kann, wo meine Grenzen liegen.
Um Gott geht es dabei nicht. Er bleibt außen vor.
Das greift immer zu kurz und wird dich nicht glücklich machen – oder besser gesagt: dir keinen Frieden schenken.
Denn du als Mensch bist kein Maßstab und kannst keiner sein.
Zwei Beispiele von negativen Glaubenssätzen und ihre Betrachtung im weltlichen Coaching-Kontext und im Lichte des Glaubens
a) Ich muss leisten, ich muss es anderen recht machen
F. arbeitet in einer großen Firma, in einem Bereich, in dem sie noch nie zuvor tätig war.
Sie vergleicht sich ständig mit ihren Kollegen, die zwanzig Jahre mehr Erfahrung haben.
Als Kind war sie das mittlere Kind zwischen zwei Geschwistern, die oft Probleme machten.
Ihre Art, sich abzugrenzen, war: durch Leistung und Exzellenz auffallen.
Weltliches Glaubenssatz-Coaching
– Eigene Stärken und Fähigkeiten erkennen und sie als Grundlage für den eigenen Erfolg nutzen, statt sich mit anderen zu vergleichen.
– Eigene Werte reflektieren: Was ist mir wichtig, was will ich eigentlich erreichen – im Gegensatz zu den Erwartungen anderer oder vermeintlichen Vorgaben des Arbeitgebers.
– Lernen, sich von den Erwartungen anderer abzugrenzen und für diese keine Verantwortung zu übernehmen.
– Den eigenen Selbstwert nicht mehr von äußerem Erfolg oder Anerkennung abhängig machen, sondern selbst definieren, was Erfolg bedeutet.
Ziel: ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Christliches Coaching
Kontrolle abgeben an Gott.
Seine Liebe erfahren.
Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?
Psalm 121
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde erschaffen hat.
Er lässt deinen Fuß nicht wanken; dein Hüter schlummert nicht ein.
Siehe, er schlummert nicht ein und schläft nicht, der Hüter Israels.
Der HERR ist dein Hüter, der HERR gibt dir Schatten zu deiner Rechten.
Bei Tag wird dir die Sonne nicht schaden, noch der Mond in der Nacht.
Der HERR behütet dich vor allem Bösen, er behütet dein Leben.
Der HERR behütet dein Gehen und dein Kommen von nun an bis in Ewigkeit.
Du musst nichts leisten.
Du bist immer schon gewollt und geliebt.
Du darfst – und sollst – klein und schwach sein vor Ihm.
Du musst nichts beweisen.
Fragen, die helfen:
- Wie hat Gott dich geschaffen?
- Wie hat Er dich gemeint?
- Was ist Sein Plan für dein Leben?
Du siehst: Die christliche Herangehensweise an „negative Glaubenssätze“ ist vollkommen anders.
b) Perfektionismus
„Ich bin nie gut genug. Ich muss für alle Eventualitäten einen Plan haben. Wenn ich nicht zu 150 % vorbereitet bin, macht mich das unruhig.“
Weltliches Glaubenssatz-Coaching
– Definiere deinen Maßstab von „gut“, dein persönliches „gut genug“.
– Lerne, Fehler hinzunehmen und zu akzeptieren.
– Entwickle Selbstmitgefühl – ein freundliches und nachsichtiges Verhältnis zu dir selbst statt harscher Selbstkritik.
– Lerne, Ungewissheit oder sogar teilweisen Kontrollverlust auszuhalten.
Das Kontrollmotiv bleibt jedoch bestehen.
Am Ende bist du selbst die letzte Instanz, die über Sicherheit, Kontrolle und Leistung entscheidet und sie bewertet.
Christliches Coaching
Ja, du bist nicht gut genug, weil du ein fehlerhafter, sündhafter Mensch mit einer fleischlichen Natur bist.
Das Festhalten an scheinbarer Perfektion ist gerade deine Sünde, dein menschlicher Hochmut.
Sicherheit bekommst du nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen.
Deine Aufgabe:
Einsehen, dass du nie alles (oder überhaupt irgendetwas) unter Kontrolle haben kannst oder wirst.
Und dass das auch gar kein erstrebenswertes Ziel ist.
Du als Mensch hast das Ziel, die Kontrolle Gott zu überlassen.
Er ist immer da, auch in der größten Unsicherheit und Not.
Dein Auftrag ist, danach zu streben, was Er für dich vorgesehen hat.
So wie ein kleines Kind, das nicht nach Kontrolle strebt, sondern seinen Eltern vertraut, sich auf sie verlässt und in dem sicheren Rahmen, den sie vorgeben, die Welt entdeckt.
Wer und wie du sein sollst, liegt nicht in deinen Händen, sondern in denen deines Schöpfers.
Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade.
Psalm 119,105
Was kann diese Person in der konkreten Situation tun, in der sie den Drang zum Perfektionismus spürt?
- Bete zu Gott, dass Er dich führt und leitet.
- Bitte Ihn um Weisheit, was du tun kannst, wenn du nicht weiterweißt oder etwas Unvorhergesehenes passiert.
- Verlasse dich auf Ihn und Seine Fürsorge, vertraue Ihm, statt zu versuchen, dich und deine Fähigkeiten zu optimieren oder zu perfektionieren.
Fazit: Negative Glaubenssätze auflösen?
Negative Glaubenssätze haben einen wahren Kern.
In gewissem Sinne bist du tatsächlich klein und nicht gut genug.
Nämlich in dem Sinne, dass du nicht Gott bist und dir nicht einbilden sollst, du könntest sein wie Er: stärker, weiser oder fähig, dein Schicksal selbst zu bestimmen.
Wenn Jesus zu seinen Jüngern sagt, dass sie sich von Ihm abwenden werden, aber Petrus darauf besteht: „Nein, ich nicht! Ich bin nicht so schwach und doof wie die anderen! Du hast unrecht!“, dann ist das Hochmut und Selbstüberschätzung.
Und ja, auch Mose hätte die Israeliten nicht aus Ägypten führen und vierzig Jahre durch die Wüste bringen können ohne Gottes Hilfe und starke Hand.
Wenn wir anfangen, uns über Gott zu stellen, beginnen die Probleme:
Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.
Genesis 3,4–5
Deswegen will Gott uns lieber klein und schwach. Und gerade in unserer Schwäche auf Ihn vertrauend, wie Paulus das so treffend ausgedrückt hat:
Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.
2 Kor 12,7–9
Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse.
Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet.
Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.
Wegen unserer Schwäche brauchen wir Seine Gnade und Liebe.
Deswegen brauchen wir überhaupt die Erlösung und Befreiung, die Jesus Christus uns durch Sein Opfer gebracht hat.
Lass dich also nicht von der weltlichen Bewertung deiner Glaubenssätze – negativ oder positiv – in die Irre führen.
Bleib nicht bei dir stehen.
Mach Gott zum Zentrum deines Lebens.
Frag Ihn, was Er von dir will, wozu Er dich geschaffen hat, wie du in Seinem Bild sein sollst.
Lies die Schrift, bete, sei mit anderen Gläubigen in Gemeinschaft.
Lass dich formen und vertraue auf Ihn und Seine Zusagen:
Jesus trat auf sie zu und sagte: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben.
Mt 28,18–20 NGÜ
Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.
Du findest gut, was ich mache?

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