Als ich anfing, zur Kirche zu gehen, gab es keinen Pastor.
Naja, es gab schon einen, aber er saß in den USA fest, weil er und seine Frau monatelang kein Arbeitsvisum für Belgien bekommen konnten.
Deswegen predigten wechselnde Personen im sonntäglichen Gottesdienst. Eine von ihnen war ein Student, nennen wir ihn Noah, der auf dem Campus der Universität Antwerpen den christlichen Glauben verbreitet.
Er berichtete von den Reaktionen seiner Kommilitonen: „Bist du einsam?“, „Brauchst du Geld?“, „Geht es dir gut?“
Sie können nicht verstehen, warum ein (junger) Menschen mit Freunden und Geld Gott braucht. Er scheint verrückt zu sein.
Dabei kommen sie nicht einmal auf die Idee, nach seiner Gesundheit zu fragen!
Noah hat dann versucht, in seiner Predigt auf die Frage zu antworten, warum eine gesunde, wohlhabende und nicht einsame Person Gott braucht. Ob und warum der Mensch Gott braucht.
Seine Antwort hat mir nicht gefallen. Deswegen hier mein Versuch, eine gute Antwort auf die Frage Wozu brauche ich Gott? zu geben.
Warum brauchst du Gott, wenn du doch alles hast?
Brauchen nur Bedürftige Gott?
Bedürftig heißt: Dir fehlt etwas. Zum Beispiel Gesundheit, Geld oder Menschen.
Aber der Mensch ist grundsätzlich bedürftig.
Wir haben das nur vergessen.
Uns fehlen viel wichtigere Dinge als äußere Umstände wie Gesundheit, Geld oder Familie.
„Im Herzen eines jeden Menschen gibt es eine Leere, die nur Gott durch seinen Sohn Jesus Christus füllen kann.“
― Blaise Pascal
Mehr dazu gleich.
Hast du wirklich alles?
Was ist dir wichtig? Wonach strebst du?
1. Anerkennung von anderen
- Likes und Follower in sozialen Medien
- Erfolg im Studium, Beruf oder in Hobbys
- Bestätigung durch Freunde, Familie oder den Partner
2. Karriere und persönliche Ziele
- Der Wunsch, etwas Bedeutendes zu leisten
- Streben nach finanzieller Unabhängigkeit und Stabilität
- Bildung und Weiterentwicklung, z. B. durch Studienabschlüsse oder neue Fähigkeiten
3. Soziale Beziehungen und Liebe
- Freundschaften, die Geborgenheit und Freude geben
- Romantische Beziehungen oder die Suche nach einem Partner
- Gemeinschaft, zum Beispiel in Cliquen, Sportteams oder anderen Gruppen
4. Abenteuer und Freiheit
- Reisen und neue Kulturen entdecken
- Partys, Festivals und besondere Erlebnisse
- Das Gefühl, unabhängig und frei zu sein
5. Selbstverwirklichung
- Herausfinden, wer man ist und wofür man lebt
- Kreative oder künstlerische Projekte
- Die Suche nach Sinn oder dem eigenen Weg
6. Vergnügen und Ablenkung
- Konsum von Dingen, die kurzfristig Freude bringen
- Serien, Filme, Videospiele
- Fitness, Sport und andere Hobbys
Was füllt dein Leben jetzt aus?
Ist das nicht alles Windhauch?
„Ich beobachtete alle Taten, die unter der Sonne getan wurden.
Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst.“
– Kohelet 1,14
Ist das genug? Reicht das für die nächsten 40 Jahre?
Vielleicht nicht.
Warum bekommen so viele Menschen mit 30 oder 40 Depression, Burnout, Suchterkrankungen oder Übergewicht?
Was bleibt von all deinem Streben?
Findest du darin deine Erfüllung?
Brauche ich Gott? Die Bedürftigkeit des Menschen
Zurück zum Zitat:
„Im Herzen eines jeden Menschen gibt es eine Leere, die nur Gott durch seinen Sohn Jesus Christus füllen kann.“
– Blaise Pascal
Was ist mit dieser gottförmigen Leere gemeint?
a) Eine existentielle oder spirituelle Leere, die letzten Endes nur Gott füllen kann
Diese Leere beschreibt das tiefe innere Gefühl, dass uns etwas fehlt.
Eine Sehnsucht nach Sinn, Wahrheit und Erfüllung, die nichts in dieser Welt wirklich stillen kann.
a1) Philosophische Leere – die Leere des Verstandes
Es ist die Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens:
- Wer bin ich?
- Woher komme ich?
- Was ist der Sinn des Lebens?
- Was ist wahr, was ist gut, was kann ich erkennen?
Mir war Arbeiten immer egal. Ich wollte Antworten. Ich wollte die Wahrheit finden.
Ich dachte, ich finde sie an der Universität.
Darum habe ich die allgemeinsten Fächer studiert, die es wohl gibt.
Und habe ich die Wahrheit gefunden?
Ich habe eines gelernt:
Die großen Fragen der Philosophie können ohne Gott nicht beantwortet werden.
Eine bemerkenswerte Einsicht – gerade an einem Institut, das für analytische Philosophie bekannt ist.
a2) Spirituelle Leere – die Leere des Herzens
Ein intuitives Verlangen nach etwas, das größer ist als wir selbst.
Nach Gott, Wahrheit oder transzendenter Bedeutung.
Wir alle suchen nach Antworten – auch wenn wir es uns nicht eingestehen oder im Alltag verdrängen:
- Können wir uns den Sinn unseres Lebens selbst geben?
- Woher kommen wir, wohin gehen wir?
- Warum gibt es Leid und Ungerechtigkeit?
- Gibt es einen Gott – und wenn ja, wie können wir ihn erkennen?
- Was bedeutet wahres Glück – und wie finden wir es?
- Was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind?
- Gibt es eine Wahrheit, die über unsere subjektiven Erfahrungen hinausgeht?
„Wenn wir in uns selbst ein Verlangen finden, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann,
dann ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass wir für eine andere Welt geschaffen wurden.“
– C. S. Lewis
Bedürftigkeit tut weh.
So beschreibt es Johannes Hartl – und dieses Wehtun überdecken wir mit allerlei Tätigkeiten:
- Genussmittel wie Alkohol, Zigaretten oder Süßigkeiten
- menschliche Liebesbeziehungen oder Sex
- hartes Arbeiten, Leistungssport oder ständiges Sich-Beschäftigt-Halten
- Reichtum oder weltlicher Besitz
- Religion oder Esoterik – wir basteln uns einen eigenen Gott oder ein passendes spirituelles Konzept
Doch das ersetzt keine echte Beziehung zu Gott.
„Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Gott.“
– Augustinus
b) Die gottförmige Leere – die Leere der Seele
Diese Leere ist das Sehnen nach Erlösung und Befreiung.
Es ist eine moralische Leere – die Erkenntnis, dass wir nicht gut sind.
Dass wir aus uns selbst heraus nicht vollkommen oder gerecht sein können.
Die meisten Menschen spüren, dass ihnen Wissen oder Erfüllung fehlen könnte (a1 und a2).
Aber sie lehnen oft ab, dass sie moralisch verloren sind.
Denn das würde bedeuten:
- Ich bin kein guter Mensch (ich bin sündhaft – siehe Artikel Warum bist du sündhaft?)
- Ich kann mich nicht selbst erlösen
- Ich brauche Jesus Christus, weil meine eigene Gerechtigkeit nicht ausreicht
Die moralische Leere ist der Punkt, an dem ein Mensch sich nicht nur fragt:
Was ist wahr? oder Was gibt meinem Leben Sinn?
Sondern erkennt:
👉 Ich bin verloren. Ich brauche einen Retter.
Beziehung zu Gott – wollen das auch Menschen ohne Glauben?
Es gibt Hinweise darauf, dass diese Sehnsucht universell ist.
Nichts, was der Mensch sich ausdenkt, gibt auf Dauer echte Erfüllung.
Weder Karriere, noch Beziehungen, noch Erfolg oder Anerkennung. Auch nicht soziale Bestätigung oder materielle Besitztümer.
Was viele Menschen suchen, ist tiefer:
Das Bedürfnis nach Liebe, Annahme und einem Ort der Geborgenheit.
Gottes Liebe ist der Ursprung aller Liebe.
Sie ist anders als menschliche Liebe – weil sie bedingungslos ist.
Viele spüren ein inneres Heimweh. Eine Sehnsucht, die sie nicht genau benennen können.
Es ist das Verlangen nach Erfüllung, Sinn und Verbindung mit dem Schöpfer.
Eine Erfahrung, die alle Menschen teilen – auch wenn sie dafür keine religiösen Worte haben.
Wessen bist du bedürftig?
Was brauchst du – wirklich – wenn du hinter all dein Streben und deine Wünsche schaust?
Wozu braucht der Mensch Gott? – Gott gibt dir, was du brauchst
Gott gibt dir alles, was du wirklich brauchst.
„Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein,
und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
– Johannes 6,35
Aber:
Gott ist nicht einfach nur Liebe, Annahme und Wohlfühlen.
Er fordert auch.
Er ist radikal.
Er stellt dein Leben auf den Kopf.
„Jesus liebt dich so, wie du bist.
Aber er liebt dich zu sehr, um dich so zu lassen, wie du bist.“
Wenn du zu Gott kommst, wirst du sein Diener.
Du bist nicht mehr selbst der Herr deines Lebens.
Gott ist Herr über alles:
- deinen Verstand
- deinen Körper
- deinen Geist
- deine Familie
- deine Sexualität
- deine Arbeit
- deine materiellen Güter
- deine Finanzen
- deine Gefühle
- deine Entscheidungen
- deine Freizeit
- dein Leben und deinen Tod

Zu diesem Thema erscheint demnächst eine eigene Folge: Was passiert, wenn du glaubst?
Inwiefern wirst du ein neuer Mensch, eine neue Schöpfung in Jesus Christus? (2. Korinther 5,17)
Woher hast du das, was du hast?
„Mach mal die Augen zu – was du dann siehst, ist deins.“
Das hat mein Papa immer gesagt.
Das klingt hart.
Aber eigentlich hatte er recht.
Nur nicht so, wie er dachte.
Was du in deinem Leben hast – das hast nicht du dir selbst gegeben.
- Familie
- Freunde
- Geld, Wohlstand
- deinen Verstand, mit dem du studieren kannst
- dein Leben selbst
Das ist kein Zufall.
Das kommt nicht von dir.
Das kommt von Gott.
Letzten Endes …
… kann ich dich nicht überzeugen.
Ich kann dir nichts geben.
Das kann allein Gott.
Alles, was ich tun kann, ist:
- einen Samen säen
- dich neugierig machen
- und ein bisschen offen
Fazit: Brauche ich Gott – auch, wenn es mir gut geht?
Unangenehm, aber wahr:
Du bist bedürftiger, als du denkst.
- Es gibt eine existentielle und spirituelle Leere – im Verstand und im Herzen – die sich mit weltlichen Dingen nicht füllen lässt.
- Und es gibt eine moralische Leere – in der Seele. Von deinen Sünden, deinem Stolz und deinem Egoismus kannst du dich nicht selbst befreien. Kein Mensch kann das.
Hast du Fragen oder Zweifel, die dich beschäftigen?
Gibt es Themen, die du gerne vertiefen möchtest oder suchst du nach Antworten und Orientierung?
Ich freue mich darauf, dich auf deinem Weg zu begleiten!
